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Knorpeltransplantation:
als Kassenleistung, ambulant und minimal-invasiv

Fallbespiel: Knorpelschaden und zusätzliche Knieinstabilität

In der Maybach Klinik stellte sich eine aktive, beruflich und privat mit dem Sport verbundene Patientin, 26 Jahre, wegen akuter Schmerzen des rechten Kniegelenkes vor. In der Vorgeschichte hatte die Patientin vor sechs Jahren eine vordere Kreuzbandverletzung, welche in einer externen Klinik versorgt wurde. Nach der damaligen Operation konnte die Patientin nach entsprechender Einheilungsphase wieder ihren Sport aufnehmen. Nach einem erneuten Distorsionstrauma (Verdrehung) vor drei Monaten klagte die Patienten über Belastungsschmerzen und ein Instabilitätsgefühl. Nach einem durchgeführten MRT wurde folgende Diagnose gestellt: erneuter Kreuzbandriss und zusätzlich ein umschriebener Knorpelschaden. In der Untersuchung war das rechte Knie leicht bewegungseingeschränkt, auf Testung moderat instabil bei geringem Erguss. Im durchgeführten MRT zeigte sich ein umschriebener Knorpelschaden am Oberschenkelknochen, rund 1 x 1,5 cm messend. Das vordere Kreuzband zeigte einen kompletten Riss. Die Seitenbänder sowie Innen-, Außenmeniskus und Beinachse waren unauffällig.

Was tun? Eine konservative Behandlung der Instabilität und des Knorpelschadens war bei einer aktiven, jungen Patientin mit hohem funktionellem Anspruch nicht erfolgversprechend.

Erster Schritt: Arthroskopie

Da die Bohrkanäle der Kreuzbandplastik aus der vorherigen Operation zwar gut positioniert, aber deutlich erweitert waren, wurde mit der Patientin eine Versorgung in zwei Stufen besprochen: In einer ersten Operation sollte zunächst der Knochendefekt im Bereich der Bohrkanäle mit Spenderknochen aufgefüllt werden. Im Rahmen dieser Operation sollte auch der Knorpelschaden therapiert werden. Sowohl Knorpeltransplantation als auch Knochenmarkstimulation mit Membrandeckung sind hier etablierte Verfahren, in diesem Fall mittels Knochenmarksstimulation. Es erfolgte eine minimal-invasive Operation (Arthroskopie) in Kurznarkose. Zunächst erfolgte eine Säuberung des Knorpelschadens. Das ausgebrochene Knorpelfragment konnte nicht sinnvoll fixiert werden und wurde aus dem Gelenk geborgen (Bild 1).

Bild 1: Knorpelfragment im Gelenk

Aufgrund der geringen Größe des Knorpelschadens konnte eine sogenannte membrangestützte Knochenmarkstimulation angewandt werden, um durch kleine Bohrungen einen Wiederanschluss der Wachstumszone des Knorpels an das Blutsystem sowie zum Einstrom von Stammzellen zur Geweberegeneration zu ermöglichen (Bilder 2-3).

Bild 2: Knorpelschaden gesäubert
Bild 3: Bohrungen

Dann erfolgte das Einbringen eines Kissens aus Hyaluronsäure, welches als Baugerüst die Faserknorpelbildung begünstigt. Nach Auffüllung der alten Kreuzbandkanäle mit Spenderknochen wurde der Eingriff beendet (Bild 4).

Bild 4: Auffüllung der Kreuzbandkanäle

Für 24 Stunden wurde das Knie ruhiggestellt und danach umgehend mit Übungen begonnen.

Zweiter Schritt: Teilbelastung nach OP

Für vier Wochen erfolgte eine Teilbelastung an Unterarmgehstützen mit 20 kg. Die Beugung des Kniegelenkes wurde für diese Zeit ebenfalls mit Hilfe einer Schiene limitiert, welche beim Laufen getragen werden sollte. Mit Übungen mit Knie-Motorschienen und Physiotherapie wurde wenige Tage nach dem Eingriff begonnen. Der postoperative Verlauf gestaltete sich nach „Plan“. In der durchgeführten Kontrolle nach drei Monaten zeigten sich die alten Bohrkanäle ausreichend mit Knochen durchbaut.

Dritter Schritt: zweite Arthroskopie

Im Rahmen der zweiten minimal-invasiven Operation wurde eine körpereigene Sehne vom Kniegelenk in den neu angelegten Bohrkanälen passgenau verankert (Bild 5).

Bild 5: Verankerung der Sehne

Der zwischenzeitlich nachgewachsene Knorpel zeigte bereits eine komplette Defektdeckung, obgleich noch zart und weich an der Oberfläche (Bild 6).

Bild 6: nachgewachsene Knorpeloberfläche

Vierter Schritt: Aufbelastung bis zur vollen Belastbarkeit nach OP

Nach vier Wochen Teilbelastung an Unterarmgehstützen und Schutz durch die Kniebandage, durfte die Patientin das Knie zunehmend aufbelasten. Mit Übungen mit Knie-Motorschienen und Physiotherapie wurde wiederum wenige Tage nach dem Eingriff begonnen. Nach sechs Wochen war die volle Belastbarkeit ohne Gehstützen erreicht. Um das Gangbild, die Muskulatur und Koordination weiter intensiv zu beüben, wurde eine Rehamaßnahme eingeleitet.

Erwartete Ergebnisse

Die Arbeitsfähigkeit in einem körperlich tätigen Beruf ist bei diesem Krankheitsbild und dem angewandten Therapieverfahren grundsätzlich rund drei bis vier Monate nach OP zu erwarten. Ein Wiedererreichen der Sportfähigkeit ist nach sechs Monaten geplant, wobei hoch belastende Sportarten wie Skifahren oder Ballsport frühestens nach zwölf Monaten empfohlen werden.

Grundsätzlich eignet sich das beschriebene Verfahren besonders für kleine Knorpeldefekte und lässt sich minimal-invasiv umsetzen. In diesem Fall wurde gleichzeitig die Instabilität durch eine Kreuzbandplastik behandelt. Neuere Studien und Fallserien zu diesem Verfahren der membrangestützten Knochenmarkstimulation zeigen vielversprechende Ergebnisse. Anders als in diesem Fall, werden bei Knorpelschäden auch Knorpelzell-Transplantationen in der Maybach Klinik durchgeführt. Bei entsprechender Eignung des Knorpelschadens mit erhaltenen Bändern, gerader Beinachse und weitgehend erhaltenem Meniskus, ist die Knorpeltransplantation ein etabliertes Verfahren mit guten klinischen langfristigen Ergebnissen.

Aus der Vielzahl von Behandlungsmöglichkeiten sind dies zwei Optionen. Eine individuelle und bedarfsgerechte Therapie von Knorpelschäden setzt immer eingehende Untersuchungen und ein persönliches ärztliches Gespräch voraus. Sprechen Sie unser Ärzteteam gerne auf die Konzepte an.

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